Dienstag, 23. Juni 2009

Midsommar

Eigentlich sollte es gar kein so gutes Wetter geben – lt. der Wettervorhersage. Aber der schwedische Wettergott hatte ein Einsehen mit allen, die feiern wollten.

Unser Vorzelt hatten wir auch schon in einer regenfreien Phase abgebaut und ordentlich verstaut. Auch unser Wohnwagen war bereits schön aufgeräumt. Am Nachmittag haben wir uns dann auf den Weg zum Midsommar-Festplatz gemacht. Der sollte irgendwo etwas nordöstlich von Söderhamn, auf einer Landzunge sein. Nach ein bisschen verfahren – das können wir auch mit TomTom besonders gut – haben wir den richtigen Weg gefunden. Unser Makler, der uns auf dieses Fest hingewiesen hatte, hatte uns auch gesagt, dass man ein Stückchen zu Fuß laufen muss, da immer viele Menschen dorthin kommen und dann am Straßenrand parken. Das kennen wir von vielen anderen Festlichkeiten aus Deutschland.






Bei schönstem Sonnenschein kommen wir also zum Festplatz und schauen uns um. Ich komme mir vor, wie in einem schwedischen Spielfilm. Alles so, wie man/frau es sich dann vorstellt. Viele, gut gelaunte Menschen sind unterwegs. Einige kennen sich untereinander, es wird geschwatzt und Kaffee getrunken. Die Kinder springen um die „Maistange“ so heißt das Ding, um das getanzt wird. Viele junge Mädchen tragen einen Blumenkranz auf dem Kopf. Hierzu gibt es eine kleine Geschichte:

Die Menschen tanzen um einen mit Blumen geschmückten Festbaum. Die Menschen erzählen sich, dass die Mädchen in dieser Nacht sieben verschiedene Blumen pflücken müssen. Die legen sie unter ihr Kopfkissen und mit ein wenig Glück träumen sie von dem Mann, den sie einmal heiraten werden.
Die Musik kommt aus der Konserve. Das tut aber der Stimmung keinen Abbruch. Es gibt eine kleine Bühne – was da wohl später passiert?? Der Platz liegt an einem Strandstück. An einem kleinen Sandstrand spielen die Kinder vom Steg aus am und mit dem Wasser. Es gibt Tische, Bänke und Stühle. Auf der Rückseite eines Gebäudes werden Kaffee und die unvermeidlichen Kanelbullar und anderes Kleingebäck angeboten. Am Eingang zum Festplatz formiert sich eine Gruppe in Trachten. Darunter entdecken wir auch unseren Hausmakler Janne, diesmal sogar mit seiner Frau. Ein Tausendsassa!!! Er erkennt uns auch und stellt uns seiner Frau vor und findet, dass wir, sobald wir in Mohed wohnen, der Tanzgruppe beitreten sollten. Ich weiß nicht, ich glaube nicht, dass das was für uns – insbesondere für mich – ist. Aber “nowbody knows“!! Dann beginnt der Einzug auf den Platz und wir werden Zeugen einer Tanzvorführung. Es ist wirklich sehr schön anzusehen. Die Leute machen es wirklich mit viel Spaß dabei – das kann man sehen.

Nach der Aufführung wandeln wir ein bisschen herum und wollen uns eine Ladung Kaffee und Gebäck besorgen. Unser Makler-Janne kommt noch mal auf uns zu und hat ein älteres Paar an der Seite. Er stellt uns vor und wir erfahren, dass die beiden Sven und Majvor heißen. Majvor war die Pastorin der kleinen Kirche in Mohed und Sven, der 72 Jahre alt ist, ist in dem Haus aufgewachsen, das wir erworben haben. Ist das ein Zufall???? Majvor erzählt, dass sie sich zum offiziellen Besichtigungstermin angemeldet hatten, weil Sven sein Elternhaus noch mal besuchen wollte und schauen, wie es nun aussieht. Das hat ja leider nicht geklappt, da es so schnell verkauft war (jaaaaaa, an uns!!). Majvor spricht gut englisch und wir können uns verständigen. Ralf und ich sehen uns an und ohne weitere Worte lade ich die Beiden freundlich ein, uns besuchen zu kommen, wenn wir dort wohnen. Wir bekommen eine Adresse und die Telefonnummer auf unser Tütchen, in das wir eigentlich unser Gebäck stecken wollten, geschrieben und verabschieden uns, nicht ohne noch einmal zu versichern, dass die Beiden herzlich willkommen sind.

Ich kann es gar nicht fassen. So was!! Da werden wir eventuell die eine oder andere Geschichte über das Haus erfahren – ich bin schon ganz neugierig.

Nun genießen wir unseren Kaffee und die Kekse und beobachten die Leute. Nach einem Blick auf die Uhr beschließen wir, uns wieder zum Campingplatz aufzumachen. Da gibt es heute ein „Midsommar-Buffett“. Und wir haben uns mit den anderen Hauskaufinteressierten aus der Schweiz zum Austausch verabredet.
Auf der kleinen Bühne läuft gerade eine Vorführung. Leider verstehen wir nicht allzu viel – anscheinend haben sich die „Pinguine“ hierher verirrt. Sie haben Koffer dabei?? Es ist aber alles ganz niedlich und wir freuen uns, dass wir uns zum Besuch hier entschieden haben.
Janne und seine Frau, die übrigens aus England kommt, treffen wir auch noch mal. Janne versichert uns, dass er die „sozialen Kontakte“ gut für uns knüpft ;-) Wir bedanken uns und verabschieden uns.

Janne ist auch Motorradfahrer. Er fährt Harley! Da sage ich jetzt nix zu. Ralf hat den üblichen Witz mit ihm gemacht: „Schaust du auch nach unten, wenn du mit deiner Maschine irgendwo stehst, ob sich nicht ein paar Schrauben abgerüttelt haben?“ Da kann Janne offensichtlich nicht drüber lachen – verstehen wir jetzt nicht. Oder ob er den Witz nicht verstanden hat oder ob er den überhaupt nicht kennt???? Wir wissen es nicht. Auf jeden Fall ist er irgendwie ein Chef von einem Harley-Chapter in Schweden und er ist in anderen M-Clubs auch aktiv und ladet uns ein, sobald wir hier in Schweden sind, doch mal vorbei zu schauen. Es wären ganz nette Leute und man könnte mal ein Schwätzchen halten oder zusammen rum fahren. Das werden wir sicherlich machen!!

Auf dem Campingplatz stellen wir unser Auto ab. Es ist Midsommar und ich gehe noch mal los und pflücke einen bunten Strauß Blumen. Rings um den Campingplatz blühen Lupinen in weiß, blau und rosa, Butterblumen, wilde Möhre, wilde Malven und Gräser. Ich will mir auch einen Kranz binden. Das geht gar nicht so einfach. Aber es gelingt mir doch noch. Er ist zwar ein bisschen grob aber ich und alle, die ihn sehen, finden ihn schön. Nun können wir ins Restaurant. Dort ist ein kleines Büfett aufgebaut. Es gibt verschiedene Heringsvariationen, Salat, frische Salzkartoffel, Knäckebrot und „gräddfil“ (nix anderes als sauere Sahne, nur ein bisschen fetter) mit Schnittlauch. Beim Eintreten wünsche ich allen ein herzliches „träflig midsommar“! Das macht man hier so.
Wir – das sind Britt-Marie und ihr Mann Lennart – finden an unseren Tisch und holen uns was zum Essen. Später kommen noch Andreas und Silvia aus der Schweiz dazu und es wird eine lustige Runde. Natürlich gehört während des Essens ein „Snaps“ dazu. Meistens ist es ein Aquavit oder Brännvin. Alles schmeckt gut und der Wein ist auch lecker. Und so kommt es, dass ich auf einmal supergut schwedisch sprechen kann J Zum Nachtisch essen wir alle ein Stück Erdbeertorte und dazu eine Tasse Kaffee. Kaffee ist auch eins der Nationalgetränke hier in Schweden. Die Schweden trinken zu jeder Tages und Nachtzeit Kaffee.
Da ich noch keine schwedischen Lieder kenne, bleibt es bei lustigen (teils in schwedisch) Gesprächen. Außerdem wird auch noch englisch gesprochen. Wir sind ein lustiger Tisch. Aber allzu lange geht’s nicht, da wir ja am nächsten Tag weiterfahren wollen. Und so geht der Midsommar-Abend zu Ende und wir gehen alle zu unseren Wohnwagen. Es ist ca. 23.00 h und immer noch sooooo hell.



2 Kommentare:

  1. Dafür ist es um den 20 Dezember 24 Stunden dunkel!!! Aber Motorradfahrer fahren ja sowieso immer mit Licht...Ralf, man/frau macht über Harleyfahrer keine solchen Witze!!! Die "good vibes" gehören einfach zum Harleyfahren dazu. Manche sind da völlig humorlos und es gibt einen Satz rote Ohren!!! Ausserdem halten die neueren Maschinen inzwischen auch eine Ewigkeit, vorausgesetzt, dass keiner dran rumschraubt. Und bei den Geschwindigkeitsbgrenzungen in Skandinavien werden die Motoren sowieso nur zu maximal 1/3 belastet. Aber schön, dass Ihr schon Anschluss gefunden habt an die Szene. Klar, Kontaktarmut ist sicherlich nicht gerade Euer Problem! Der Kranz steht Dir richtig gut, Lisa, sieht wirklich schwedisch aus. Nach wieviel Snaps war das?

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  2. Haelsingeflicka24. Juni 2009 um 14:28

    Das war vor Snaps, Wein und Bier!!!

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