Dienstag, 8. März 2011

Bei W. in Härjedalen - Teil 1

Irgendwie wollten wir dann in diesem Jahr auch noch mal Schneeskooter fahren. Hier bei uns in der Nähe wissen wir noch nicht so recht, wo wir einen ausleihen könnten und so kamen wir auf die Idee, W. in Härjedalen zu besuchen. Dort waren wir schon mal 2007 zu 2008 und wussten, da gehts auf jeden Fall. Also haben wir uns am vergangenen Donnerstag auf den Weg gemacht. W. fand die Idee auch gut. Die Langlaufski hatten wir auch eingepackt und los gings. Von Mohed zu W. sind es ca. 320 km und TomTom meinte, dass wir viereinhalb Stunden fahren müssten.
Die Schule an unserem letzter Schultag vor den "Sportferien", hier sportlov, hatte pünktlich geendet und wir konnten nach Hause um den Dachkoffer noch aufs Auto zu bauen. Die Sachen waren auch recht flott eingeladen - wir hatten am Abend vorher schon soweit wie möglich alles zusammengepackt - der Kaffee und die Butterbrote für unterwegs waren auch schnell zubereitet. TomTom führte uns wie immer zielsicher voran. Leider kann der ja nicht die Straßenverhältnisse sehen und die schnellste Strecke führte er uns um Bollnäs rum. Im Sommer mag das ein schöner Weg sein und wenn die Straßen frei sind, sicher auch ein schneller Weg. Aber zu dieser Jahreszeit????????? Alleine diese Strecke hat uns fast ne Stunde gekostet so dass wir von unterwegs W. anriefen um ihm mitzuteilen, dass wir nicht schon gegen 17.00 h eintrudeln sondern erst so gegen halbsieben. Der Rest des Weges gestaltete sich dann aber doch flotter und wir konnten unsere Ankunfstzeit wieder revidieren und W. freute sich. Einen großen Teil der Strecke hatten wir ja erst vor kurzem schon abgefahren als wir mit Karin und Uwe in Vemdalen waren.

Das Wetter meinte es gut mit uns. Es schneite nicht und tatsächlich waren wir schon um halbsechs in Tännäs. Wir haben uns dann erst mal in W's. Hütte (ca. 25 qm) eingerichtet. Er hatte sein Bett - ein Etagenbett, unten sonst ein Sofa - für uns so hergerichtet, dass wir Beide die untere Etage zum Schlafen hatten. 
Unsere Klamotten waren in einer großen IKEA-Tasche verstaut und unser "Beauty-Bag" hatten wir unters Bett geschoben. W. hat keinen Wasseranschluß in der Hütte und keinen Stromanschluß. Um die Ecke, so ca. 5 m von der Wohnhütte, liegt der "utedass" (das Plumpsklo), daran angebaut ein Raum, in dem eine Dusche und Waschbecken sind. Dies "Bad" kann jedoch im Winter nicht genutzt werden, da es nicht beheizt wird. Es gibt zwar die Möglichkeit, mit einer Gasheizung zu heizen aber die Gefahr, dass das ablaufende Wasser dann gefriert ist sehr groß und so wird das Bad erst im Frühling wieder zum Einsatz kommen. OK - da wir W's. Hütte und die "sanitären Anlagen" kannten haben wir uns natürlich drauf eingestellt und für drei Nächte und zwei Tage kann man mal ganz "schlicht" leben. Irgendwie geniesst man später den Komfort im eigenen Haus dann wieder um so mehr :-)) Ein bisschen Elektrizität gewinnt er mit zwei Pannels, die auf einem hohen Pfosten nahe seinem Haus aufgestellt sind. Diese Elektrizität speichert er in einer Batterie und so hatten wir elektrisches Lampenlicht über dem Tisch.
W. hatte eine leckere Bohnensuppe gekocht. Er hat eine Kochstelle in der Hütte, wie in einem Wohnwagen. Mit Gas betrieben und einen fantastischen Ofen. Holz hat W. genug "vor der Hütte" bzw. in seiner "vedbud" (Holzlager) und so war es super warm und kuschelig in der Hütte. Mir war es fast schon zu warm bei 24,5° und ich saß in der Bluse und Ralf im kurzärmeligen T-Shirt beim Essen. Nachdem wir gut gegessen und getrunken hatten (es gab das gute "Mariestad" - Leichtbier) und noch lange gequatscht hatten sind wir in die Betten. Nicht ohne vorher noch mal den utedass zu besuchen. Schlafanzug an, darüber die dicke Jacke die Winterstiefel an den Füßen und entweder mit einer Kopf- oder Taschenlampe bestückt, so stapften wir der Reihe nach noch mal auf den WC.
so geht's zum Klo
Dann war Nachtruhe angesagt. Einfacher gesagt als getan. Von der linken Seite schnarchte mich Ralf an und von oben hörte ich W. schnorcheln. Ein Wecker mit seinem Ticken lullte mich dann doch ein. Aber so ein fremdes Bett und Schlafgeräusche bescherten mir keine gute Nachtruhe. Um so länger lagen wir am Morgen in den Betten. W. stand als erster auf und schaute nach dem Ofen. GsD waren draußen nicht die tiefsten Temperaturen und auch drinnen in der Hütte war es nur auf 8° runtergekühlt. Der Ofen, nur mit Holz befeuert, kam schnell in die Gänge und so konnten wir aufstehen und unsere Morgentoilette machen ;-)

Wir hatten die rote Schüssel. Auf dem Ofen stand ein Wasserkessel, aus dem entnahmen wir unser Waschwasser und Zähneputzwasser und pflegten uns, so gut wir konnten. Alle schön der Reihe nach und sehr rücksichtsvoll. Danach gabs dann Frühstück. Ich hatte mein selbstgebackenes Brot mitgebracht aber W. hatte die leckere Wurst aus Deutschland da. So klein wie die Hütte ist und für uns war, wir hatten es gemütlich und warm.
Dann war es aber auch Zeit. Wir wollten ja Skooterfahren. Also rein in die dicken Klamotten und ab nach Funäsdalen. Dort sollte es sein ---->


Aber, wie das Leben so spielt und das Wetter - es gab dort keine Skooter mehr für uns. Alle ausgebucht. Und W. war schon auf dem Weg zu unserem, auf der Skooterledkarte festgemachten Treffpunkt - er hat ja nen eigenen Skooter. Und wieder einmal bestätigte sich für uns die Servicebereitschaft der Schweden. Der junge Mann - war's der Innhaber? - hängte sich ans Telefon und telefonierte alle anderen Skooterverleiher ab und konnte uns dann mitteilen, dass es ganz in der Nähe ("nur" 25 km entfernt) in Bruksvallarna noch Skooter zum ausleihen gibt. W. war schnell informiert und ein neuer Treffpunkt abgemacht. Wir also nach Bruksvallarna. Die Formalitäten waren schnell erledigt, die Skooter (zu??) schnell erklärt und wir fast schon auf dem Weg zum Treffpunkt!!
Hier noch ein Beispiel der Großzügigkeit der Schweden. Wir wollten für einen halben Tag mieten. Der fing lt. Beschreibung um 13.00 h an und ging bis 17.00 h. Wir waren schon um halb zwölf da und auf meine Frage, ob wir nun bis eins warten müssten, war es keinerlei Problem, die Skooter schon um halb zwölf zu bekommen. Wir sind immer wieder begeistert von der Freundlichkeit und Umgänglichkeit der Schweden.

Als erstes kam ich mal nicht aus dem Skooterparkplatz wech??????? Ein anderer Skooter stand ziemlich dicht vor meinem. Hatte ich dem jungen Mann nicht richtig zugehört?? Auf jeden Fall wusste ich nicht, wo der Rückwärtsgang beim Skooter war. Ralf war schon abgedüst und ich versuchte krampfhaft den Skooter nach hinten zu ziehen - peinlich, peinlich!!!! Irgendwann kam Ralf wieder und half mir, den Skooter ein paar cm nach hinten zu zerren(er hatte auch nicht mitbekommen, wo der Rückwärtsgang sein sollte). Und los gings tatsächlich. Mittlerweile hatte es angefangen zu REGNEN!!!! *AHHHHHH was sollte das denn????????? Egal, wir suchten den Weg zum Fjäll hoch um zu unserem Treffpunkt zu kommen, einer Hütte dort oben. Der erste Versuch schlug fehl. Wir landeten auf einer Wendeschleife an ein paar Stugas (Hütten). Wieder zurück, zu einer Wegkreuzung, trafen wir auf Wanderer, die uns den richtigen Weg zeigten *schwitz!! Wir also los - und da haben wir dann auch endlich auch den Rückwärtsgang einsetzten können !!!!! Ein kleines Knöpfchen, wenn man drauf drückt, ruckt der Skooter, es fängt an zu piepen und wenn man dann Gas gibt, fährt er rückwärts - HURRA!!
Je weiter wir nach oben kamen um so schlimmer pfiff uns der Wind an. Der Regen verwandelte sich in nadelfeine Flocken, die uns von rechts in den Helm geblasen wurden und auf der Haut ganz schön pickten. Wir hatten unsere Motorradhelme mitgenommen - wie doooooooof. Zum Skooterfahren sind die nämlich gar nicht geeignet, da man - sobald das Visier unten ist - nix mehr sieht, weil alles beschlägt. Also fuhren wir die ganze Zeit mit offenem Visier. Nach 20 km war es soweit - ich hatte die Schnauze voll. Aber irgendwie auch einen eigenartigen Ehrgeiz. Ich war drauf und dran Willi anzurufen (nein - nicht wundern - selbst dort oben auf dem menschenleeren Fjäll hat man sehr gute Verbindung) um alles abzubrechen. Jedoch die Lust am Abenteuer war dann größer. Kalt war mir überhaupt nicht. Im Gegenteil! Einen Skooter zu lenken ist doch was anderes, als ein Motorrad zu fahren. Der ganze Körper ist im Einsatz. Man hebt sich aus dem Sitz um Buckel abzufangen (zumal ich ja auch noch immer unter meinem Sturz und der damit zusammen hängenden Prellung am "verlängerten Rücken" vom letzten mal Langlaufen in Söderhamn litt und leide :-(((( ), man lenkt um die Kurve indem man bzw. ich mich über den Lenker beugte und mit Kraft die Kufen in die entsprechende Richtung drückt. Und nicht zuletzt die sauschlechten Sehverhältnisse. Das Schneetreiben nahm zu, der Wind wurde auch nicht schwächer. Wir waren die einzigen auf dem Skooterleden und hangelten uns von einer Anzeige zur nächsten.
Die kleinen roten Andreaskreuze sind die Weganzeigen.
Das obige Foto ist zwar vom Fjäll aber nicht von mir. Viel zu schönes Wetter ;-)) Aber nach ca. 1 Stunde und schätzungsweise 35 km hatten wir es geschafft. Die Hütte war in Sicht. Und nachdem wir uns abgestellt hatten sind wir natürlich rein. Sehr schlicht und einfach, die Hütte. Gerade mal ein großer Raum mit Tischen und Bänken. Ein Kaminofen sollte für Wärme sorgen - sollte!!! W. war schon da und hatte schon länger auf uns gewartet. Sein Weg war der etwas komfortablere gewesen. Er hatte nur eine relativ kleine Strecke übers Fjäll zu bewältigen.
Ralf bestellt heiße Schokolade.
Wir sind aber nicht alleine in der Hütte.


Wir waren nicht die einzigen hier in der Hütte. Ganze Familien mit kleinsten Kindern waren da. Die hängen einen Schlitten an den Skooter und dann gehts los. Mit dabei sind immer Rentierfelle, die man sich auf die Bank legt oder, wenn das Wetter schön ist, auf den Schnee und somit eine schöne Sitzunterlage hat.
Nachdem der Stärkung gings wieder los. Das Wetter hatte sich ein klein wenig beruhigt. Es war nicht mehr ganz so windig und der Weg führte bergab und durch einen kleinen Wald und somit windgeschützt. Von hier ab wars dann ganz schön zu fahren. Wir sind über den Funäsdalsjön gebrettert und in Richtung Tännäs. Hier haben wir uns dann von W. getrennt, denn wir mussten ja noch den ganzen Weg zurück nach Bruksvallarna. Zurück haben wir jedoch den Weg durchs Tal genommen. Das war zwar auch ein sehr anspruchsvoller Leden aber nicht so kalt und verschneit wie auf dem Fjäll. Hier konnten wir dann auch mal ein bisschen "wild" fahren - also ausserhalb des gespurten Leden. Das hat natürlich richtig Spaß gemacht. Obwohl man uns gesagt hatte, dass das sehr gefährlich sein kann. Der Schnee ist teilweise nicht verfestigt und wenn man sich mit dem Skooter mal festgefahren hat, kommt man so einfach nicht mehr raus aus dem Schnee. Und Absteigen ist auch nicht immer eine gute Idee. Da versinkt man schnell bis unter die Arme im Schnee und kommt nicht mehr raus. Aber alles ist gut gegangen und wir hatten noch jede Menge Spaß.
Funäsdalssjön (See - zugefroren)

Hier kommt Ralf von einer PP!!

Gegen halb vier waren wir dann auch endlich in Bruksvallarna. Mein Allerwertester war nur noch ein riesiger blauer Fleck (auf jeden Fall fühlte es sich so an). Die Skooterstation hatten wir schnell gefunden aber als erstes mussten  noch die Skooter auftankt werden. Wo ist die Tankstelle?????? Ralf hatte es sich erklären lassen und wir fuhren los. Nicht so einfach, so ne Tanke zu finden!!!! Ich kann nur soviel sagen, wir haben sie nach sage und schreibe drei mal den gleichen Weg abfahren aber immer an der falschen Ecke nicht abgebogen, doch noch gefunden *grrrrrrrrrrr.
An der Tankstelle war kaum noch Schnee auf dem Boden. Das erschwert das Manövrieren doch sehr, die Kufen, mit denen man den Skooter lenkt, fassen nicht und der Antrieb schiebt einfach nur noch nach vorne. Aber nachdem mich einmal die Wut gepackt hatte und ich zwei bis fünfmal ordentlich eingeschlagen und GAS gegeben hatte, gings dann doch noch und Ralf konnte auch meinen Tank noch füllen *puhhhhh
Jetzt noch zurück zur Verleihstation und alles abgeben. Und unseren "Unfall" melden. Der war ja auch noch passiert! Nachdem wir von der Hütte auf dem Fjäll weggefahren waren, hatten wir nicht den ganz klaren Überblick wohin wir uns wenden sollten und wir mussten nochmal anhalten um uns abzusprechen. Ich Dödel achte nicht darauf, dass Ralf vor mir schon angehalten hatte und brumm ihm hinten drauf :-o
Tja - an seinem Skooter war nix zu sehen aber meiner hatte seinen Sturz/ramm-Bügel verbogen und die Motorhaube war gebrochen. Das haben wir natürlich gezeigt. Der Kommentar vom Verleiher: "Det är inte bra!" (Das ist nicht gut.) Na ja - was solls - Ralf hat mal ein geliehenes Surfsegel geschreddert und ich nun nen Skooter. Das gleicht sich aus *ggggg  Der Schaden belief sich auf ca. 3000:- kr :-((  Das Geld hätten wir gerne woanders ausgegeben.
Wieder mit dem Auto nach Tännäs, zu W. . An diesem Abend sind wir zum Essen direkt nach Tännäs gefahren. Dort gibt es den "Tännäsgården", soviel ich weiss, ein Restaurant und ich glaube sogar ein Hotel. Dort gings dann auch hin. W. war bass erstaunt über die vielen Autos auf dem Parkplatz. Vor Wochen hatten er und sein Kumpel Karl-Heinz versucht, dort zu essen. Ging aber nicht, da nicht vorbestellt????? Das ist ihnen noch zweimal passiert und dann haben sie es gelassen und sind jeweils nach Funäsdalen zum Essen gefahren - Schade, wie er meinte. Aaaaaaaaaber - der Besitzer hatte gewechselt. Es war tatsächlich gut besucht und es gab "Buffett". Man konnte "Nacho-Tallrick" (sieht ungefähr so aus s.u.)



haben. In Schweden nimmt man gerne Tunbröd drunter. Und das so oft und mit soviel belegt, wie man wollte und das alles für nur 100:- kr. Es war lecker und wir konnten uns richtig satt essen. Dazu ein gutes "Mariestad" aber diesmal in stark!!!

1 Kommentar:

  1. Boa Lisa .. das liest sich immer wie ein Krimi !
    Ich bin immer wieder gespannt und gefesselt, was und wie du schreibst. Du kannst gut ein ganzes Buch über euer Leben dort drüben schreiben !
    Was ihr da so alles macht, weia .... alles so aufregend....

    Liebe Grüße aus dem inzwischen 17 Grad warmen Berlin ... Sabine

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