Mittwoch, 8. August 2012

Noch mehr von Schweden - Teil 1


Wie vorgenommen, machen wir uns am 1. August auf den Weg nach Norden. Den Wohnwagen haben wir präpariert; er ist ohne Mängel durch den schwedischen TUEV = bilprovning, die Gasflasche ist noch voll, der Wassertank wird aufgefuellt und das WC ist auch „gebrauchsfertig“. Wir nehmen alles verderbliche aus dem Kuehlschrank und der Kueche mit. Ausserdem natuerlich noch ein paar Klamotten und Handtuecher und was man/frau eben so fuer die kommenden 6 Tage braucht. Wie immer Ralf sehr spartanisch und ich - natuerlich - mit etwas mehr Auswahl. Man weiss schliesslich nie, was passiert.

Meriva und Wohni - treu vereint!!
Aber erst mal nach Söderhamn rein. Ich will unbedingt unterwegs auch „on“ sein. Aus „alten Zeiten“ haben wir ja noch nen UMTS-Stick, ich brauche also eigentlich nur ne neue Karte um „Surfzeit“ zu kaufen. Bei „Expert“ bekomme ich alles. Es ist m.E. sogar recht guenstig. Die Karte kostet 100 skr und ich kaufe mir 1 Woche Surfzeit fuer 99 skr  Hhha!!!! Das ist toll!! Nun kann ich auch von unterwegs schon mal kleine Einblicke in unsere Reise geben. Ich bin bei facebook angemeldet und einige meiner Verwandten, Freunde und Bekannten  auch.
Auf der E4 – der zweitgrössten Europastrasse Schwedens (1.590 km lang), die von Helsingborg im Sueden  bis Haparanda/Schweden und ein kleines Stueckchen sogar nach Finnland, Tornio, im Norden geht – gondeln wir mit unserem treuen Wohni am Haken gen Norden.
Eigentlich habe ich ja ein „Hasenherz“ – bin also ein bisschen bange! Der Wohnwagen hintendran ist doch ungewohnt. Unser Meriva ist ein zuverlässiges Auto und hat seine Dienste bisher immer geleistet – mit und ohne Wohni. Aber jede Bodendelle macht sich mit Wohnwagen schon anders bemerkbar. Ralf fuehlt sich wie ein „Kapitän der Landstrasse“ und fährt gelassen und zufrieden daher. Ich verkrampfe anfangs leicht bei den Huckeln und Kurven. Aber es passiert (natuerlich) nix!!!
Eine erste Pause machen wir an der tollen „Högakustenbron“ bei Kramfors. Die Bruecke ueberspannt mit 1.210 m (fast so lang wie die "Golden Gate" mit 1.280 m) den Ångermanälv. Das Wetter meint es sehr gut mit uns. Bei strahlendem Sonnenschein kraxeln wir dort ein bisschen ueber die Steine und Ralf und ich machen – wie man sieht - Fotos.
Blick ueber den Ångermanälv

Högakustenbron = Hohekuestebruecke

Sonnenscheingeniesser
Weiter geht’s!! Bei Umeå geht es auf die 363 weg von der Kueste ins Landesinnere. Die Strasse ist gut und wir kommen super voran, heute bis nach Vindel am Vindelälven. Wir sind schon ein ganzes Stueck neben dem Fluss her gefahren und haben nun rund 470 km hinter uns. Direkt am Fluss soll der Campingplatz sein und wir finden ihn auf Anhieb. Ralfs Job ist es, uns auf Campingplätzen anzumelden. Auch diesmal trabt er los aber es dauert und dauert ???? Ich sitze im Auto und warte. Was mag da wieder los sein??  Nach etwa20 Minuten erscheint er. Das kleinere Problem war, das er unsere Campingkarte zu Hause vergessen hatte. Wir hätten sie sowieso aktivieren muessen also eine neue Marke kaufen muessen. Dies ist, wie gesagt, das kleinere Problem. Denn mit seiner Personnummer ist es ein leichtes, die Registriernummer der Karte zu finden. Aber das aktivieren der neuen Marke scheint nicht zu klappen?? Na ja - wir können uns trotzdem einen Platz suchen und Ralf rangiert vorschriftsmässig den Wohni rueckwärts (!!!) auf unser Plätzchen. Alles festmachen und anschliessen und schon ist unser „Häusschen“ bezugsfertig!! 
Es ist noch hell aber leider bewölkt. Wir machen uns trotzdem auf um die Gegend zu erkunden. Der Vindelälv macht hier nämlich ganz schön krach!!  Das kommt von den Stromschnellen, die sich Renforsen und Degerforsen nennen und mit zu den grössten in Schweden gehören. Wir sind ja eigentlich auch auf dem Weg zum Storforsen, DEM grössten Wasserfall hier in Schweden. Aber - na gut – dann schauen wir uns die Vindelstromschnellen eben zuerst an. Ein beeindruckendes Erlebniss. Aber vom Fluss muss ich schnell weg. Die Muecken!!! Ich habe vergessen, mich  noch mal mit „MyggA“ einzuduensten. Da haben die Muecken scheinbar drauf gewartet und stuerzen sich auf mich. Sogar Ralf wird es zuviel. Etwas weiter oberhalb des Flusses ist es angenehmer. Hier weht ein kleiner Wind und die Muecken sind etwas weniger zudringlich. Ich mache ne Menge Fotos – wie man sehen kann.

Degerforsen - noch relativ ruhig.

Schon ein bisschen wilder.

Hier möchte ich nicht mit dem Boot durchmuessen..

Es strudelt ganz ueberzeugend...
wuerde ich mal sagen!!!

Die Uebersichtskarte: Naturumgebung, Campingplatz, Fischplätze etc.
Am Abend gibt’s Brot mit gekochtem Ei und Lachs – sehr lecker. Dazu Pfefferminztee. Und bald geht’s ins Bett. Wir lesen noch aber die Augen fallen uns zu.

Am nächsten Tag (2.August) geht es weiter auf unserer Reise. Das heutige Ziel ist das ca. 110 km entfernte Norsjö. Dort wollen wir mit einer Seilbahn fahren, der „Linbanan“. Das Stueck Seilbahn auf dem wir fahren wollen ist ca. 13 km lang und nennt sich auch „Sektion IV“ und ist der kleinste Teil einer frueher 96 km langen Seilbahn auf der zwischen 1943 und 1987 Gold- und Eisenerz von Kristineberg nach Boliden transportiert wurde. 

Wir sind weiterhin auf der 363. Eine sehr gut zu befahrende Strasse. Wald, Wasser und wieder Wald. Erholsam und ohne Stress geht die Fahrt voran. Wir unterhalten uns und sehen am rechten Strassenrand ein Zeichen „Strassenbau“!!! 

Etwas weiter vorne steht auch noch ein anderes Schild aber unsere Unterhaltung lenkt uns ab und wir ueberholen einen LKW, der am rechten Strassenrand steht. Als wir vorbeifahren, hupt er und wir freuen uns, dass die Schweden hier in der Einsamkeit so freundlich sind. 
Wir fahren rechts und sehen, die linke Seite ist frisch geteert!! Auf einmal kommen uns Autos entgegen. Rechts!!! ????  Wir weichen auf die linke, FRISCH geteerte Bahn aus und fahren aneinander vorbei und gehen nach der Autokolonne wieder auf die rechte Seite. Als wir am Ende der geteerten Spur an einer Ampel vorbeifahren, kommen uns Zweifel, ob der LKW uns angehupt hat weil wir nicht hinter ihm gehalten haben?? Und DA sagt mir Ralf, dass er ein

gesehen hat. Na ja – wir werden nicht angehalten und nicht ermahnt. Sowas kann scheinbar mal vorkommen. Wir lachen ueber die Sache und uns und nehmen uns vor, ein wenig aufmerksamer zu sein und Schilder auch zu beachten.

In Örträsk (so heisst der Ort, an dem  wir in die Seilbahn einsteigen wollen) findet sich auch ein kleiner Campingplatz. Er ist zwar ohne Strom aber man kann im „Skrädhuset“, dem ehemaligen Erz-Sortierplatz – uebrigens damals von Hand! - fuer die groben Erzstuecke, in dem heute ein Cafe untergebracht ist, auch Duschen und auf die Toilette gehen. Die Uebernachtung kostet auch nur 60 skr  Wir kommen so gegen 11.00 h an und richten uns schnell ein. Am Morgen hatte ich angerufen und uns fuer die heutige Tour angemeldet und es hiess, dass man bis 12.00 h spätestens dort sein solle. Ich mache uns noch ein Picknick (ein Brötchen, etwas Schoki und was zum Trinken) und dann geht es los. Leider regnet es. Im „Skrädhuset-Cafe“ melden wir uns und bekommen unsere Tickets.
Zur Einfuehrung sehen wir uns einen kleinen Film an, sogar auf Deutsch. Was sich auch als Vorteilhaft herausstellt. Punkt 12.30 h geht’s zur Seilbahn, das Wetter ist wieder schön und wir werden in die Kabinen verteilt. Platz ist immer fuer 4 Personen. Da aber heute nicht soviele Leute da sind, bekommen wir unsere „Privatkabine“. Wir richten uns gemuetlich ein, der Tisch wird runtergeklappt und es kann losgehen. Es fahren immer 10 bis max. 14 Kabinen in je eine Richtung. Das bedeutet, dass man auch von der anderen Seite, Menträsk, abfahren kann. Der Tisch ist gleichzeitig eine Geländekarte. So können wir auf der Karte sehen, wo es langgeht,wie hoch es ist, ob bald eine Wasserstrecke kommt usw. In der Kabine gibt’s auch noch anderes Infomaterial, dass wir neugierig lesen.
Die Kabinen werden mit Abstand von 10 - 20 m angeschoben und gondelt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 7 km/h die etwas ueber 13 km ueber Wälder, Moore, Fluesse und Seen. Im Prospekt heisst es, dass man mit Glueck  Rentiere, Elche, Bären, vielleicht sogar einen Vielfrass sehen könne. Leider haben wir kein Glueck. Wir sehen aber eine tolle Landschaft unter uns vorbeiziehen und sehen Millionen andere Tiere – Ameisen!! Mindestens 10 riesige Ameisenhuegel liegen im Wald versteckt. Man meint, das Gewusel aus der Höhe sehen zu können.

Freudige Erwartung....

auf allen Gesichtern!

Bosse, einer der Betreiber der Seilbahn - durchs Fenster geknipst.

Von hier gehts los....

oft durch Bäume, die im Weg stehen

ueber Strassen....

durch unwegsames Gelände.

Vor uns eine der Spannstationen....

... "fette" Betonklötze spannen die Metalltaue ueber die die Bahn läuft.

Der blaue Himmel spiegelt sich noch blauer im Wasser.


Schweres Gerät im Einsatz.

Sowas wuerde ich auch mal gerne machen.

Begegnung mit den Kabinen aus der anderen Richtung - man winkt sich freundlich zu.

Typische Landschaft in Norrbotten.

Da kann man nur geniessen....

Hausboot?? Bastu??? Auf jeden Fall schön!!
Unser Ziel ist in Sicht.

Diese Spiegelungen!!!

Ankunft in der Station...

Die Tuere wird aufgeschlossen und wir können aussteigen!
In Menträsk, dem Ziel der Linbanan, befindet sich ein kleiner Gasthof „Krogen i Skogen“. Hier bekommen wir Kaffee und Tee (ist im Preis inbegriffen) und können uns den Originalfilm (auf schwedisch und ziemlich "knisterig") ueber die Erbauung der Linbanan anschauen. Sie wurde unter Kriegszeiten in kuerzester Zeit von 1942 bis 1943 aufgebaut. Wer mehr dazu wissen möchte, hier ein schöner Link von jemandem, der auch schon hier war http://www.alpinforum.com/forum/viewtopic.php?t=18001.
Nach dem Film werden wir mit dem Bus wieder zum Ausgangsort gefahren. Es ist mittlerweile 18.00 h und unsere Mägen hängen uns auf den Fuessen – wir haben Hunger. Wir grillen – es nieselt wieder ein bisschen. Aber echte Camper hält nix auf.

2 Kommentare:

  1. Die Bilder von den Seilbahnstützen im Wasser könnte man glatt umdrehen, ohne dass es jemand merken würde.

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  2. coole tour!
    vermutlich halten die reifen auf auto und wohni jetzt noch ein paar 100km länger :-)

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