Donnerstag, 9. August 2012

Und noch viel mehr von Schweden - Teil 3

Am Morgen fruehstuecken wir wie gewohnt und fahren los. Wir brauchen Diesel und im kleinen Ort Vidsel, ca. 7 km vom Storforsen entfernt soll eine Tanke sein. Nachdem wir einmal an der Einfahrt vorbei sind, schaffen wir es beim zweiten Kreisen!! Das erinnert mich an Australien. Da hatten wir mal ein ähnliches Erlebnis. Die Tankstelle war dort nur eine einzige Tanksäule und es musste von Hand eingestellt werden, was getankt werden sollte - Abenteuer!! Hier in Vidsel ist es komfortabler. 2 Tanksäulen und ein Scheckkartenterminal. Das kennen wir schon!! Mit vollem Tank gehts wieder auf die 374 und in Älvsbyn auf die 356 nach Boden. Von hier aus auf die 97 immer am Luleälven vorbei bis Harads. Eigentlich ist Harads ein verschlafenes kleines Örtchen in Lappland. Aber eine Attraktion gibts dort, nämlich das Treehotel.
Und natuerlich deutsche Auswanderer. Ich glaube, wenn man soweit in den Norden geht, dann kann man das schon als "Auswandern" bezeichnen. Eine junge Familie mit zwei Jungs, die hier "nie mehr wegwollen"!!! Wir finden das Haus (dank Googlemaps) und werden herzlich begruesst. Der Wohnwagen bekommt ein nettes Plätzchen, wir richten uns ein, bekommen auch Strom, und sitzen bald gemuetlich auf der sonnigen Terasse zusammen und unterhalten uns munter drauf los. 
Die Jungs begutachten den Wohni.
Schon nach kurzer Zeit adoptieren uns die beiden Jungs (3 und 6) und wir sind auf Schlag "Oma und Opa". Komisches Gefuehl!! Aber auch schön!!!
Es ist schön warm und nachdem wir die Frage nach Badesachen bejahen können, brechen wir alle noch mal zusammen auf zum Luleälven um uns abzukuehlen. Ein flacher Strand ladet förmlich dazu ein. Wir fahren mit Anke und Sven als Vorhut auf dem Quad, brettert schon mal los.
Am Strändchen sind wir nicht alleine. Andere haben auch die Idee mit dem Abkuehlen! Aber es ist genuegend Platz fuer alle.



Nach knapp 2 Stunden gehts wieder flott gen Harads. Wir wollen grillen. Wir haben die guten Halskotletts von unserem "viertel Schwein" dabei. Schnell ein bisschen einlegen, Salat - mit Zutaten aus Ankes Garten - und meinem Kuehlschrank und es kann losgehen.

Hier lässt es sich gut sitzen!

Thorben...

und hier mit Bruder Leif Erik am eigenen Esstisch.
 
Viel Platz zum "chillen"
Der Abend geht schnell vorbei und wir gehen in unser "Häusschen" und schlafen gut und tief. Ich versuche nochmal mit meiner Prepaid Karte fuers Internet "rein" zu kommen, muss aber feststellen, dass ich meine Datenmenge schon verbraucht habe. Na ja - ist ja nicht so schlimm (aber wenn man denkt, man hätte eine Woche Anschluss und hat schon nach drei Tagen keinen mehr???? OK, wenn man sich Musik runterlädt und bei facebook sein Unwesen treibt und Bilder einstellt???? muss man sich nicht wundern).
Am nächsten Morgen fruehstuecken wir wieder im Sonnenschein auf der Terasse und kurz darauf machen wir uns auf den Weg nach Vuollerim und Jokkmokk. Anke hat noch genug zu tun. Die ganze Familie will am Mittwoch nach Deutschland fliegen. Und sie hatten in der vorherigen Woche schon Besuch gehabt. Da ist natuerlich das Eine und Andere liegengeblieben.
Wir fahren ueber die 97 Richtung Norden. Vuollerim ist ein klitzekleiner Ort mit ca. 740 Einwohnern. Jedoch ist es ein bekanntes Plätzchen unter Archäologen. Denn hier gibt es Funde aus dem Steinzeitalter! Das bedeutet, hier haben Menschen schon vor 6000 Jahren gelebt!! Ein Museum  wurde 1990 dazu gebaut und ist ein toller Platz fuer alle, die ein bisschen "Steinzeit" erleben möchten.
Wir hatten das Glueck, dass nicht viel los war (es war uebrigens der letzte Tag, an dem das Museum saisonmässig geöffnet hatte) und eine Dame vom Museumspersonal uns auf Deutsch viele Dinge erklären konnte.
Dies hängt am Eingang. Es ist eine nachempfundene Arbeit der Archäologen. So hätte ein "Höhlenschmuck" in der Steinzeit aussehen können.

Anhand von Fragmenten kann man ebenso nachempfinden, wie Netze aus Baumrinden und Sehnen hergestellt wurden.

Lederbekleidung aus Elch- und Hirschhaut. - Natuerlich auch nur nachempfunden.


Vor dem Museum dieser steinzeitliche Sommerunterstand.

Als "Geck" der "Taiga-Hunter" - hier konnte ich mir Fred Feuerstein und Barney Geröllheimer gut drauf vorstellen!!
 
Eine nachgebaute Unterkunft der Steinzeitmenschen. Ueberreste hat man in 3 km Abstand gefunden und danach rekonstruiert.

 Das war sehr interessant und informativ. Auch der Film, der uns (ganz alleine und auf deutsch!!) vorgefuehrt wurde, war sehr stimmungsvoll und erinnerte mich ein bisschen an die Romane von Jean M. Auel, die alle in der Steinzeit spielen. Eine "fickapaus" im Hembygsgård mit Kaffee und einem "smörgås" stärkt uns wieder und es geht weiter Richtung Norden. Wir ueberqueren den Polarkreis!!!! Mitten in der Landschaft ein Parkplatz und dieses Gebäude.

Hier geht der Breitengrad 66,5 N genau durch!!

Und noch ein bisschen Information!

Jetzt kann er nicht mehr verrutschen ;-)

 Weiter gehts nach Jokkmokk. Hier liegt das Zentrum der samischen Kultur und wir werden uns das "Schwedische Fjäll- und Samenmusem" genau anschauen. Wir suchen aber erstmal dieTouristinfo - hier bekommt man immer so gute Info (haha) und es gibt immer eine Toilette. Ein kleiner Gang ueber den Marktplatz, der im Sommer fast tod erscheint. Im Winter erwacht er zum Leben. Da geht hier die Post ab. Denn Jokkmokk ist sehr bekannt fuer seinen "Wintermarknad". Da kommen jede Menge Leute her, Samen und andere Schweden und man kann auf jeden Fall vieles erwerben, was mit Sami und deren Kultur zu tuen hat.



Hier das "Kulturhuset Gamla Apoteket"
 Hier wird vieles, handgearbeitetes, aus der Umgebung angeboten. Von selbstgemachter Marmelade aus allen Fruechten des Waldes bis hin zu handgestrickten Fausthandschuhen und mehr bekommen wir zu sehen.

Quilt! Wenn man ganz nahe dran geht, kann man es sehr gut erkennen.


Ein Detail!
 Wir schauen uns alle 3 Etagen an und ich erstehe getrocknete gezuckerte Blaubeeren und Blaubeerpulver. Das werde ich mir unter den Yoghurt oder in die Fil-mjölk (so ähnlich wie Kefir) einruehren. Nun aber zum Museum.

Eine Gruppe Sami, die mit einem norwegischen Händler tauscht.

Der Eingang ins Museum.
 Wenn ich hier noch fotografiert hätte, wären wir am nächsten Tag noch drinnen gewesen. Wieder sehr interessant und - welch ein Glueck, dass wir so gut schwedisch können - sehr informative Tafeln ueberall. Ein Museum "zum Anfassen". Vieles ueber die Geologie Schwedens, ueber die Völkerwanderungen und vor allem ueber das Leben der Samen mit ihren Rentierherden. Das Leben der Samen ist hier gut zusammengefasst und man kann die Entwicklung gut nachvollziehen.

Auf dem Weg nach Harads nochmal ein paar Rentiere.

Ohne Worte!!!!
 Zurueck in Harads wird auch der Grill wieder angeschmissen. Es ist schon spät und wir sind alle hungrig. Es wird noch spät heute aber man hat sich halt viel zu erzählen. Am nächsten Morgen macht Ralf den Wohni wieder startklar. Anke will uns noch bis Harads (Ort) begleiten, wir wollen uns noch Renbraten mit nach Hause nehmen. Alles ist gepackt und fertig und wir duesen los. Rentier wird noch eingekauft und nun gehts wieder Richtung Heimat!!

"Opa" macht Wasser klar!! Thorben beobachtet alles genau.

Das ist unser "Keller", hier gehört die Wasserkanne rein - Thorben ist sehr interessiert:-)

Aber!!!
Unterwegs gehts noch nach Altersbruk. Dort gibts die Rhabarberie, da habe ich mir vergangenen Winter schon Glögg schicken lassen und will doch nun mal in die Butik reinschauen.
Tja - mit Glueck und Geschick und ner guten Karte findet man auch die Rhabarberie!!!  Leider gibts keine Fuehrungen mehr - man merkt schon, dass die Feriensaison sich dem Ende nähert. Aber alles ist offen und wir können reingehen und einkaufen.


Marmeladen, Kräuter, Sossen, Getränke und vieles mehr!!  
 Ich fuelle mein Körbchen mit Leckereien und finde sogar noch die im "Grossen-Schweden-Forum" empfohlene "Antimueckenseife" - scheinbar auch hier das letzte Stueck. Bislang hat sich noch niemand vom Personal gezeigt. Am Eingang der Butik liegt ein Heft und darueber steht, dass man bitte den Kaufpreis in die vorgesehene Kasse legen soll und ins Heft eintragen, was man gekauft hat - die haben grosses Vertrauen!!!!! Aber wir gehen in den anderen, gegenueberliegenden Laden. Dort steht eine Kuhglocke und daneben ein Schild: Bitte läuten, wenn wir Bedienung brauchen!! OK - ich bimmele!! Eine junge Frau (offensichtlich eine mit einer kleinen Behinderung) kommt freundlich zu uns und tippt alles in einen grossen Rechner. Sie ist sehr lieb und freundlich und redet die ganze Zeit - leider kann ich sie schlecht verstehen. Aber ein breites Grinsen und "tack så mycket" machen alles klar.
Weiter gehts auf unserem Heimweg. Wir suchen uns einen schönen Rastplatz und machen "lunch". Bei schönem Sonnenschein und Blick auf die Ostsee geniessen wir Kaffee und belegte Brote.

Lunch!!

Der Heimweg ist bekanntlich ja immer länger als der Weg in den Urlaub (oder wie man es immer nennen will, was wir hatten). Es zieht sich arg. Ich habe auch nix mehr zum Lesen und irgendwann kann man nicht mehr sitzen. Ich suche also an der E4 einen Campingplatz. Bei Umeå, auf einer Halbinsel, erkenne ich das Campingzeichen, das kleine Zelt. Auf der Landkarte sieht das ganz verlockend aus. Ich kann mir vorstellen, da so gleich an der Ostsee könnte das doch ganz nett sein. Wir fahren also dorthin, verfahren uns auch weil nirgendwo ein Hinweis auf einen Campingplatz zu sehen ist??  Das ist doch recht ungewöhnlich. Wir kommen irgendwie in die Nähe der Ostsee und finden einen kleinen Platz mit Aussicht auf eine kleine Marina. Das scheint mir aber kein schöner Platz, da gleich auf der anderen Seite der Bucht eine Holzfabrik ist, von der es mächtig rueberstinkt. Wir entscheiden uns, noch ein Stueck in Richtung Sued zu fahren und finden bei Nordmaling einen Campingplatz, der uns gefällt. Hier erstehe ich nochmal fuer 50 skr einen Internetzugang und nach dem Essen surfe ich noch ein bisschen und dann gehts ins Bett.
Der nächste Morgen beschert uns Regen. Ich gehe trotzdem duschen. Im Regen wird der Wohni klargemacht und angehängt und weiter gehts. Die E4 zieht sich hin. Wälder, Wälder und Wälder!!  Man merkt, dass wir uns Hälsingland nähern - dem schönen, gruenen Hälsingland.
Noch eine kurze Pause hinter Harnösand mit Kaffee und Bulle und die letzten Kilometer werden in Angriff genommen. Unsere Kuehlschränke im Wohni und zu Hause sind leer und ich schreibe schon mal ne Einkaufsliste. In Söderhamn schlagen wir noch eben bei Lidl auf und dann gehts nach Hause, zu unserem schönen roten Häusschen und zu unseren Katzen, die sicher schon auf uns warten.
So gegen halb vier kommen wir auf unseren Hof!! Alles ist noch so, wie wir es verlassen haben - Gott sei Dank.

Aber am Freitag gehts schon wieder los!! Aber davon im nächsten Blog!!

1 Kommentar:

  1. wirklich ein toller trip!
    beim anblick der bilder könnt man fast glauben ihr seid die einzigen 2beiner da oben...
    da bekomm ich fast fernweh.

    last es euch ja gutgehn!

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