Sonntag, 8. November 2009

Höstens Rock & Bluesfestival i Mohed

d.h. herbstliches Rock und Bluesfestival in Mohed

Unter diesem schönen Titel startete gestern Abend eine fantastische Veranstaltung. Wir sind - was das kulturelle Leben hier in Schweden und vor allem in unserer Region angeht - die absoluten Frischlinge. Zwar hatten wir am Montagabend schon ein Konzert im Theater in Söderhamn (Cash is King - Ihr erinnert Euch?? Sonst könnt Ihr weiter unten noch was drüber lesen) aber auf dieses hatten wir uns ganz besonders gefreut. Blues und Rock'n Roll, das ist zumindest meine absolute Musikstilrichtung. Die Karten hatte ich telefonisch reserviert - zum größten Teil auf schwedisch, was am Telefon immer recht schwierig ist. Wir hätten auch mit Essen und einem damit verbundenen Sitzplatz buchen können aber da war ich schon zu spät für (seit dem 3.10. waren diese Plätze weg). Also im Nachhinein bin ich ganz froh, dass wir es so und nicht anders gehandhabt haben. Wir kennen uns ja nun überhaupt nicht aus und der schwedischen Sprache eher nicht mächtig, haben wir auch noch oft Verständigungsprobleme, das hätte ins Auge gehen können. Also haben wir uns gegen 19.30 h auf den Weg gemacht - zu Fuß. Das Sportheim ist nur ca. 800 m von uns entfernt und zu Fuß gut zu erreichen, wenn man erst mal das erste dunkle Wegstück hinter sich hat. Irgendwie kommen wir hier in Schweden immer viiiieeel zu früh an und rein *tztz
Ich glaube, wir waren mit bei den ersten 5 Leuten! Das Buffett wurde noch aufgebaut, auf der Bühne war schon Licht und die Instrumente standen auch schon bereit. Auch die Getränkeausgabe klappte schon. Wir konnten wählen zwischen "richtigem" Bier, Wein -rot und weiß- sowie Cidre (was kein Apfelcidre ist sondern Skogsbärsaft 4,8% alkoholig mit Bitzel, schmeckt sehr lecker) und Limonade und Kaffee. Wasser aus einer Karaffe konnte man sich immer dazu nehmen. Der Eintritt kostete pro Person SEK 200 und wir bekamen einen Stempel (das erinnerte mich an "alte" Diskozeiten), eine Flasche Bier 0,5 l kostete SEK 40 und Wein SEK 30 und das Cidre 0,5 l auch SEK 40. Also die Preise fanden wir zivil. Es waren auch die Helfer schon im Gange und ein freundlicher Mann zeigte uns - nachdem wir ihm gesagt hatten, dass wir keine Sitzplätze hätten - eine Reihe Stühle nahe der Bühne an der Wand. Dort hin verzogen wir uns und richteten uns ein ;-)  Ein Gutes hatte es, dass wir so früh anwesend waren: Wir konnten alles gut beobachten und nun wissen wir fürs nächste Mal Bescheid!!!!
Es dauerte noch mehr als eine Stunde, bevor das Buffett aufgebaut war und die Leute endlich essen konnten. Aber niemand wurde unruhig oder beschwerte sich. Alles lief ruhig und freundlich ab. Bevor der letzte Topf aufgestellt war, hatte sich schon eine lange Schlange zum Buffett gebildet und dann konnte zugegriffen werden - was die Menschen auch voller Freude umsetzten. Wir saßen derweil auf unserer "Hinterbank" und beobachteten die Menschen (eine meiner Lieblingsbeschäftigungen). Bier und Wein und Wasser hatten wir uns gekauft und so hatten wir Muße. Es dauerte dann noch mal ungefähr dreiviertel Stunde bis alle gesättigt waren. Als das klar wurde (es waren nur noch 2 - 3 Peoples am Buffett) wurde denen das Essen quasi unterm Teller weggeräumt und die Heizplatten sowie die Tische entsorgt und endlich war es soweit. Bis dahin nur lautes Stimmgewirr, keine Musik aus der Konserve oder so. Nix davon - pures Leben da!!
Die erste Band formierte sich auf der Bühne. "Lobster" war - so meine ich - die Vorgruppe, die das Publikum mit altebekannten Rockstücken anheizte. Sowas habe ich in Deutschland noch nie gesehen. Die ersten Akkorde wurden gespielt und -SCHWUPPS - die Tanzfläche war voll und wurde bis 1.30 h nicht mehr leer. Die Musik machte aber auch keine wirkliche Pause. Lobster spielte von den Stones, ZZ Top, CCR über Chubby Checker, The Lords!! alles rauf und runter. Und gar nicht so schlecht. Kein Originalton aber nah dran. Auf jeden Fall machte es voll Laune und die Tanzfläche war voll.
Nach einer Stunde oder so wurde dann die Bühne umgeräumt. Das ging zackig von statten, alle halfen mit und so ging es fast ohne Unterbrechung weiter. Nun gabs Blues!! Die Gruppe Trickbag machte den Einstand.Ich hoffe, dass ich das richtig verstanden habe und hier wiedergebe. Die Gruppe besteht aus:

Tommy Big " T" Moberg, Gesang (der Mann mit den goldenen Schuhen)
Lars " prettyboy " Näsman, Kontrabass (in Schweden heißt der ståbas)
Jonas Göransson, Gitarre
Joakim Barcheus, Mundharmonika
Björn Wiitanen, Schlagzeug
Tobbe Eliasson, el. Piano

Meine Musik!! Das geht ab wie "Schmitz Zäpfchen"!!!! Klasse, fantastisch, super!!!! Was soll ich da noch sagen - kann ich nicht - kaum zu glauben. Aber die Sahnehäubchen kamen ja noch. Das waren die quasi Solisten.

Sven Zetterberg, " The Swedish godfather of Blues"
Knock Out Greg, " The Middleweight champion of tone"
Harmonica Henry, " The Wizzard in Technique & Style"

Einer so gut wie der andere, alle mit ihrem eigenen Stil. Alle hatten sie ihre Köfferchen mit den eigenen Mundharmonicas dabei ebenso wie die eigenen Mikrofone, mit der diese Männers das Musikinstrument Mundharmonica erst richtig zum Leben brachten.  Es gibt unter "YouTube" einiges dazu zu hören, hier mal ein Link

http://www.youtube.com/watch?v=4LSnhVKG7JY

anklicken, hören und staunen. So in der Art ging es dann in Mohed bis um 1.30 h. Und das Publikum ging mit und alles war trotzdem friedlich. Einige hatten sich ordentlich einen bis zwei genommen. Die wurden aber irgendwie liebevoll an die Seite sortiert. Sogar der "Dorftrottel", der gleich zu Anfang alle, die er kannte oder meinte zu kennen mit Umarmung begrüßte, war voll integriert und wurde nicht wie ein Störenfried behandelt. Die Mädels (die in der Regel diejenigen sind, die es gerne tun) tanzten wie wild - egal welche Altersklasse und welcher Figur. Die Männers auch - aber eher verhalten, bis auf ein oder zwei Ausnahmen. Niemand wird hier blöd angeguckt oder aufgrund eines scheinbaren "körperlichen Mangels" abgegrenzt - vorbildlich!! Es gab keine volltrunkenen Idioten, die meinten auch zum Blues "pogen" zu müssen - gabs nicht!! Einfach eine tolle Erfahrung und ein köstliches Musikerlebnis - ganz nach meinem Geschmack (auch wenns ein bisschen sehr laut an unserem Standort war - die Ohren haben uns gepiept auf dem Nachhauseweg - aber heute ist's wieder gut ;-)

Wir haben uns dann langsam auf den Heimweg gemacht. Mir taten Ohren, Hände, Füße und Beine weh. Aber schön wars!! Und beim nächsten Mal sind wir sicher wieder dabei - mal schauen, ob mit Essen und Sitzplatz!!

Ach ja - Bilder habe ich gemacht auch zwei Minifilmchen. Sind auf Picasa eingestellt - Einladungen zum Anschauen sind schon versandt. Wer nix bekommen hat und sich interessiert - MELDE DICH!!

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