Mittwoch, 1. Dezember 2010

hat der Alltag uns wieder??

Nein - kann ich so nicht sagen. Hier hat unser Leben doch einen gewissen "Abenteuer-Charakter". Jeder Tag bringt ne kleine Neuigkeit. Manchmal nur, dass wir uns irgendwie verständlich machen müssen, etwas haben wollen und nun unsere Mühen, schwedisch zu lernen, belohnt werden.
Immer wieder fällt es uns auf, wie toll es mittlerweile klappt, das schwedisch sprechen!! Na gut - jedes Wort haben wir noch nicht drauf. Zum Beispiel "Reißverschluß". An meiner roten Winterjacke ist der Reißverschluß nicht mehr in Ordnung. Also will ich einen neuen kaufen. Nach der Schule haben wir Zeit und wir gehen in (nein Uwe und Wolfgang, kein Reißverschlußgeschäft) einen Stoff- und Nähzubehörladen. Es geht ganz wunderbar bis auf das Wort Reißverschluß. Aber zeigen geht ja auch!! Und dann sagt die Verkäuferin das richtige Wort, wir hören, wie es ausgesprochen wird und lernen auch noch dazu. Also Reißverschluß (zwei-wegig) heißt "tvåvägsdragkedja"!! Wir gehen raus aus dem Geschäft und freuen uns. Wir freuen uns, dass wir verstanden wurden und das wir verstanden haben. Es ist einfach spannend hier, das Leben!!
In der letzten Woche hatte uns unsere Lehrerin Margit auf eine Aufführung im Theater in Söderhamn aufmerksam gemacht. Eine Gruppe Schüler des Höghammar-Gymnasiums aus Bollnäs führte ein musikalisches Theaterstück vor. Eintritt umsonst!! Dieses Stück handelte vom Leben und der Wanderung der Samen, die auch unter dem Namen "Lappen" bekannt sind (übrigens finden die Samen diese Bezeichnung unkorrekt. Das kann daher kommen, weil das schwedische Wort für Lump auch "Lapp" heißt). Einstieg war eine Mobbingszene. Eine junge Frau, Samin, wird wegen ihrer Herkunft verspottet. Eine andere verleugnet ihre Herkunft. Es wird ein Buch aufgeschlagen und die Geschichte nimmt ihren Lauf................................
Auch hier hatten wir wieder dieses "Abenteuer-Gefühl". Was ist das für ein Stück? Verstehen wir was davon? Worum geht es? Aber es war eine gute Abwechslung zum täglichen Einerlei.

Die gesamte Klasse + der Musiker

eine samische Gottheit "Jubmel"

"Rota" der Todesgott

"Biejve" der Sonnengott, gespielt von einer jungen Frau, die im Rollstuhl saß.
anhören!!

Nach einer guten Stunde endete die Geschichte. Wir, die Zuschauer, hatten noch die Möglichkeit mit den Schülern zu sprechen. Das haben wir dann nicht gemacht. Warum, fragt ihr jetzt. Tja - warum? Vielleicht waren wir doch ganz schön beeindruckt und mussten erst mal das verarbeiten, was wir gesehen und gehört hatten. Es war sicherlich keine Profi-Vorstellung aber, es ist alles rübergekommen, was rüberkommen sollte und hat uns zum Nachdenken angeregt. Getroffen hatten wir tatsächlich eine Schulkollegin und unsere Margit war auch dort.
Das folgende Wochenende war ich dann am Samstag und Sonntag auf einem Miniweihnachtsmarkt. Julmarknad in Lynäs. Im Gebäude der IOGT (Abkürzung für International Organization of Good Templars. Eine Abstinenzlervereinigung, die sich Guttempler nennen und  eine internationale Organisation sind, die sich für Enthaltsamheit, d. h. Freiheit von Alkohol und bewusstseinsverändernden Drogen, sowie für Brüderlichkeit und Frieden einsetzt) hatte Alexandra zwei Tische gebucht. Am Freitag konnten wir schon hin, um zu dekorieren und unsere Waren aufzustellen. Alexandra hatte leckere Weihnachtsplätzchen gebacken, Tomte aus Marzipan geformt und niedliche kleine Holzfiguren aus Sperrholz geschnitten und bemalt, an denen man Meisenknödel aufhängen konnte. Meine über den Sommer angefertigten Marmeladen sollten mein "Verkaufsschlager" werden. Am Samstag gings dann um 11.00 h los. Es hatte den ganzen Freitag und in der Nacht geschneit. Aber die Schweden sind ja dran gewöhnt, die Straßen waren also frei - die Räumfahrzeuge waren im Dauereinsatz. Aber das Wetter machte sich schon bemerkbar. Es blieben doch die potentiellen Käufer weg. Das bekamen wir auch von den anderen Teilnehmern bzw. Verkäufern mit. Und so beschäftigten wir uns mit Schauen, Schwatzen und selber einkaufen :-)) Unseren Tischen vis-à-vis stand eine ältere Frau, die hatte (das habe ich dann gefragt) ihren Enkelsohn dabei. Der eifrig seine Waren - Bücher, selbstgebackene Plätzchen, getrocknete Pilze - hin und her schob und sein eigenes Geld hatte und fleißig wie "Kajsa Kavat" bei der Arbeit war. Die Frau hatte sehr schöne, aus verschiedenen Moosen und Zweigen gebundene Kränze. Einer davon musste mit zu mir. Mit Alexandra habe ich ein Tauschgeschäft gemacht. Ein Glas Marmelade gegen eine Tüte Plätzchen *gg
Na ja - das eine oder andere "Geschäft" konnten wir dann schon noch machen. Aber im großen und ganzen hatten wir nur einen "Erfahrungs-Gewinn" zu verzeichnen. 
Am nächsten Tag - es hatte wieder die ganze Nacht geschneit - war dann auch noch Maja mit dabei. Sie hatte in den vergangenen Wochen fleißig Weihnachts-Dekoration gebastelt. Sehr schöne, handgearbeitete Herzen aus den verschiedensten Materialien, Bilderrahmen mit den entsprechenden Weihnachtsmotiven und Beschriftungen (natürlich in schwedisch!!) und andere nette Kleinigkeiten. Auch am Sonntag gings um 11.00 h los. Ich glaube, dass ich mehr ausgegeben habe als eingenommen aber Spaß hatten wir schon. Es ist doch interessant, die Leute zu beobachten und mit anderen Standbetreibern ins Gespräch zu kommen. Die Frau gleich neben uns ist fast eine Nachbarin. Sie hat einen Bauernhof mit kleinem Hofladen. Von dort holen wir uns die Eier. Sie hatte einen Käfig mit kleinen Hühnern dabei. Die waren aber nur zum Anschauen ;-))

isser nich schööööööööön dekoriert??

sehr schön!

Maja's Deko

 Diese Beiden saßen ein wenig von uns entfernt - leider. Wir wurden die ganze Zeit von einem Lautsprecher beschallt. Und dort wurde ab und zu die "Quetschkommode" rausgeholt und Weihnachtslieder gespielt. Nur so zum Spaß. Alle fanden es schön und aplaudierten. Die Frau bastelte in ihre Kränze getrocknete Leinhalme ein. Das sah auch sehr interessant aus.
Die "Nachbarhühnchen"

 Und das ist der unvermeidliche "rate mal, wie schwer der Lachs ist" Stand. Du zahlst 10 Kronen und kannst eine Schätzung machen. Am Ende des Weihnachtsmarktes wurde dann gewogen und der Gewinner auserkoren.
Gewissenhaft wird die Waage befragt!

Und die Gewinnerin kann es kaum fassen.
So einen großen Lachs. Er wog etwas über 6,5 kg. Da haben die Beiden aber was zum Knabbern. Es ist die Quetschkommodenspielerin!! GRATTIS!!




1 Kommentar:

  1. Herrlich Lisa... ich lese deine Berichte immer soooo gerne. Wie ein Märchen... alles ist so
    schön und romantisch. Und da ich selber jahrelang
    nach Norwegen gereist bin, weiß ich, es ist auch so schön.

    hier in Berlin ist es sehr kalt - bis zu -15 Grad nachts und ab heute haben wir auch viel Schnee. Ich hoffe der bleibt ein wenig liegen. Meine kleine Bulldogge findet es jedenfalls toll und schmeißt sich immer in die Schneeberge rein.

    Liebe Grüße und eine wunderschöne Vorweihnachtszeit wünsche ich euch !

    AntwortenLöschen