Der Wecker klingelt um 4.30 h. Fast tut
es mir schon leid, dass wir Per-Erik (im Folgenden nur PE) zur Elchjagd begleiten wollen, auch weil
Lisa aufgrund ihrer kleinen Operation nun doch nicht mitgehen wird. Aber gesagt
ist gesagt und so schmiere ich mir ein Paar Brote, packe die hart gekochten
Eier und einen Apfel ein und setze eine große Kanne Kaffee auf. Natürlich
werden auch die langen Unterhosen und mein dicker Islandpullover angezogen,
draußen sind ja nur 4°.
In der finsteren Nacht sieht der Weg
zu PE (der uebrigens Marias (Lehrerin Sfi) Ehemann ist) ganz anders aus und so lande ich erst bei seinem Nachbarn. Ein Haus
weiter steht PE aber schon in der Tür. Ich lasse mein Auto stehen und wir fahren
mit seinem alten Ford zum Sammelplatz der Jagdgemeinschaft. Dort werde ich als "der Deutsche"
vorgestellt, freundlich begrüßt und bekomme erst einmal einen Kaffee. Dann geht
es mit 5 Autos auf holprigen Wegen weit in den Wald hinein. An den Hochsitzen
steigt jeweils ein Jäger aus. Es ist etwa 7.30 h und für 15.00 h ist Ende der Jagd
angesagt. PE und ich fahren am weitesten in den Wald rein und müssen noch etwa 300 Meter bis zu
unserem Hochsitz laufen. Hüfthoch ist der Hochsitz verkleidet, er hat ein Dach
und dort steht auch ein kleiner selbstgebauter Ofen. Daneben verläuft ein
kleiner Bach. Inzwischen ist es schon recht hell geworden, wir richten uns ein
und PE lädt durch.
Nun beginnt das Warten. Wir unterhalten uns ganz leise. In der Ferne
hören wir 2 Schüsse. Um neun gibt es ein kleines Frühstück von unseren
mitgebrachten Sachen und PE zündet den Ofen an, sonst passiert nichts.
Dann
kommt der Elchhund, der die Elche aufspüren und in Trab bringen soll, uns
besuchen. Er sieht einem Husky recht ähnlich und trägt ein orangefarbenes
Halstuch, damit man ihn nicht für ein Waldtier hält. Er schnuppert an unserem
Hochsitz rum und läuft dann nach einiger Zeit weiter. Es zieht sich und es wird Mittag, ohne dass irgendetwas
passiert. PE hat sogar ein Bier (3,5%) im Rucksack und in dem kleinen Ofen
räuchern/grillen wir ein Würstchen. Kein Elch weit und breit.
Um viertel vor
eins telefoniert PE gerade mit einem der Jägerkollegen über die magere Ausbeute. Ich bekomme mit, dass bisher keiner auch nur einen Elch gesehen hat als ich einen Elch etwa 100
Meter entfernt auf die Lichtung kommen sehe. Die ganze Zeit hatte ich schon
gedacht, dass dort (siehe das Bild mit Bach) der richtige Platz für einen Elch wäre. Ich tippe PE vorsichtig an und zeige auf den Elch, man muss ja leise sein. Er hatte den Elch nicht
gesehen, unterbricht aber sofort sein Telefonat, steht leise auf, nimmt das Gewehr hoch, legt an und schießt zweimal. Der erste Schuss prallt offenbar an einem Baum ab, der
zweite ist jedoch ein Volltreffer in die Lunge, wohin man lt. PE (er ist auch
Jägerlehrer und Prüfer) schießen soll. Der Elch fällt sofort um. Ich schicke
Lisa schnell eine SMS über unseren Erfolg. Dann gehen wir zum Elch
und sehen, er ist tot. Es ist ein 3 – 4 Jahre alter Bulle. PE bedankt sich bei mir mindestens dreimal und ist froh, dass ich so aufmerksam war. Was nun folgt, will ich nicht detailliert beschreiben, nur soviel: Der Elch muss gleich
ausgeweidet werden (wer mehr wissen will, kann mich gerne fragen) - das macht PE sehr gekonnt. Die Innereien bleiben im Wald für die wilden Tiere und die
Vögel. PE sagt, dass man nach einer Woche schon nichts mehr finden wird. Es ist Usus, das der
Jäger das Herz des erlegten Tiers behält. Auch wird dem Elch die Ehre erwiesen sowie ein Dank an die Natur. Wir gehen wieder zum Hochsitz zurück und PE meldet seinen Abschuss an die
Gruppe.
Um 15:00 Uhr kommen dann alle zu uns
und helfen, den Elch mit einer Art Wanne auf den Weg zu den Autos zu ziehen.
Eine äußerst schweißtreibende Arbeit, denn der Elch wiegt so ca. 300 kg und
das Gelände ist äußerst uneben.
PE bedankt sich beim Elch. |
Knochenarbeit |
Der Elch wird zum Schlachthaus gefahren, wo
alle Gruppen zusammen treffen. Nach und nach treffen immer mehr Autos ein, die
Elche auf dem Anhänger haben, insgesamt vielleicht 15, darunter auch 4
oder 5 Kälber. Die Tiere werden hier sofort enthäutet, halbiert und im Kühlhaus aufgehängt.
Dort bleiben sie, bis sie am Samstag dann endgültig zerlegt und unter den Jägern
aufgeteilt werden.
Ca. 18:00 Uhr bin ich wieder zu
Hause. Ich bin KO. Es war ein langer, interessanter Tag, an dem ich Dank PE auch Einiges über die
Jagd und das Jagdverständnis der Schweden gelernt habe.
Nun ist es bewiesen, es gibt tatsächlich Elche in Schweden. Ich persönlich hätte sie ja lieber mit der Kamera "abgeschossen". ;)
AntwortenLöschenLG Andrea
♥
AntwortenLöschenHej Lisa!
Jag utmanar dig att börja blogga på svenska, min tyska är "rostig".
Kram Lotta
Naja, ich glaube das muss ja auch mal sein, aber ich habe trotzdem Tränen in den Augen .....
AntwortenLöschenStimmt -das muss leider manchmal sein. Ich habe aber auch ein bisschen geweint :'(
AntwortenLöschenEs ist jedenfalls nicht zu vergleichen mit der Jagd in D, wo den Bonzen das Wild vor die Flinte getrieben wird.
AntwortenLöschenRalf
Das stimmt ..... und beim Lesen habe ich ja auch gleich gemerkt, da ist alles ok bei der Jagd - ich esse ja auch so gerne Fleisch .... ich bin 20 Jahre lang jedes Jahr durch die norwegischen Wälder gestreift und stand zum Glück nie wirklich vor einem Elch .... habe nur mal einen ganz weit weg gesehen ...... aber das Angeln hat immer Spaß gemacht ! Ach das waren Zeiten ..... um so mehr freue ich mich immer über eure Bilder !!! Der herrliche Wald, die tollen Beeren und Früchte, das gekochte und gebackene ..... hmmmmmmm .... schaue immer wieder gerne hier rein ... das weckt und frischt meine Erinnerungen auf ..... danke
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