Wie vorgenommen,
machen wir uns am 1. August auf den Weg nach Norden. Den Wohnwagen haben wir
präpariert; er ist ohne Mängel durch den schwedischen TUEV = bilprovning, die Gasflasche ist
noch voll, der Wassertank wird aufgefuellt und das WC ist auch „gebrauchsfertig“.
Wir nehmen alles verderbliche aus dem Kuehlschrank und der Kueche mit.
Ausserdem natuerlich noch ein paar Klamotten und Handtuecher und was man/frau
eben so fuer die kommenden 6 Tage braucht. Wie immer Ralf sehr spartanisch und
ich - natuerlich - mit etwas mehr Auswahl. Man weiss schliesslich nie, was passiert.
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Meriva und Wohni - treu vereint!! |
Aber erst mal
nach Söderhamn rein. Ich will unbedingt unterwegs auch „on“ sein. Aus „alten
Zeiten“ haben wir ja noch nen UMTS-Stick, ich brauche also eigentlich nur ne
neue Karte um „Surfzeit“ zu kaufen. Bei „Expert“ bekomme ich alles. Es ist m.E.
sogar recht guenstig. Die Karte kostet 100 skr und ich kaufe mir 1 Woche Surfzeit fuer 99 skr Hhha!!!! Das ist toll!! Nun kann ich auch von unterwegs schon mal kleine
Einblicke in unsere Reise geben. Ich bin bei facebook angemeldet und einige meiner
Verwandten, Freunde und Bekannten auch.
Auf der E4 – der zweitgrössten
Europastrasse Schwedens (1.590 km lang), die von Helsingborg im Sueden bis Haparanda/Schweden und ein kleines
Stueckchen sogar nach Finnland, Tornio, im Norden geht – gondeln wir mit
unserem treuen Wohni am Haken gen Norden.
Eigentlich habe ich ja ein „Hasenherz“ –
bin also ein bisschen bange! Der Wohnwagen hintendran ist doch ungewohnt. Unser
Meriva ist ein zuverlässiges Auto und hat seine Dienste bisher immer geleistet –
mit und ohne Wohni. Aber jede Bodendelle macht sich mit Wohnwagen schon anders
bemerkbar. Ralf fuehlt sich wie ein „Kapitän der Landstrasse“ und fährt
gelassen und zufrieden daher. Ich verkrampfe anfangs leicht bei den Huckeln und
Kurven. Aber es passiert (natuerlich) nix!!!
Eine erste Pause machen wir an der
tollen „Högakustenbron“ bei Kramfors. Die Bruecke ueberspannt mit 1.210 m (fast so lang wie die "Golden Gate" mit 1.280 m) den Ångermanälv. Das Wetter meint es sehr gut mit uns. Bei
strahlendem Sonnenschein kraxeln wir dort ein bisschen ueber die Steine und Ralf
und ich machen – wie man sieht - Fotos.
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Blick ueber den Ångermanälv |
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Högakustenbron = Hohekuestebruecke |
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Sonnenscheingeniesser |
Weiter geht’s!!
Bei Umeå geht es auf die 363 weg von der Kueste ins Landesinnere. Die Strasse
ist gut und wir kommen super voran, heute bis
nach Vindel am Vindelälven. Wir sind schon ein ganzes Stueck neben dem Fluss her gefahren
und haben nun rund 470 km hinter uns. Direkt am Fluss soll der Campingplatz sein
und wir finden ihn auf Anhieb. Ralfs Job ist es, uns auf Campingplätzen
anzumelden. Auch diesmal trabt er los aber es dauert und dauert ???? Ich sitze
im Auto und warte. Was mag da wieder los sein??
Nach etwa20 Minuten erscheint er. Das kleinere Problem war, das er
unsere Campingkarte zu Hause vergessen hatte. Wir hätten sie sowieso aktivieren
muessen also eine neue Marke kaufen muessen. Dies ist, wie gesagt, das kleinere
Problem. Denn mit seiner Personnummer ist es ein leichtes, die Registriernummer
der Karte zu finden. Aber das aktivieren der neuen Marke scheint nicht zu
klappen?? Na ja - wir können uns trotzdem einen Platz suchen und Ralf rangiert vorschriftsmässig den Wohni rueckwärts (!!!) auf unser Plätzchen. Alles festmachen
und anschliessen und schon ist unser „Häusschen“ bezugsfertig!!
Es ist noch hell
aber leider bewölkt. Wir machen uns trotzdem auf um die Gegend zu erkunden. Der
Vindelälv macht hier nämlich ganz schön krach!!
Das kommt von den Stromschnellen, die sich Renforsen und Degerforsen
nennen und mit zu den grössten in Schweden gehören. Wir sind ja eigentlich auch auf
dem Weg zum Storforsen, DEM grössten Wasserfall hier in Schweden. Aber - na gut – dann
schauen wir uns die Vindelstromschnellen eben zuerst an. Ein beeindruckendes
Erlebniss. Aber vom Fluss muss ich schnell weg. Die Muecken!!! Ich habe
vergessen, mich noch mal mit „MyggA“
einzuduensten. Da haben die Muecken scheinbar drauf gewartet und stuerzen sich
auf mich. Sogar Ralf wird es zuviel. Etwas weiter oberhalb des Flusses ist es
angenehmer. Hier weht ein kleiner Wind und die Muecken sind etwas weniger
zudringlich. Ich mache ne Menge Fotos – wie man sehen kann.
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Degerforsen - noch relativ ruhig. |
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Schon ein bisschen wilder. |
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Hier möchte ich nicht mit dem Boot durchmuessen.. |
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Es strudelt ganz ueberzeugend... |
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wuerde ich mal sagen!!! |
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Die Uebersichtskarte: Naturumgebung, Campingplatz, Fischplätze etc. |
Am Abend gibt’s Brot
mit gekochtem Ei und Lachs – sehr lecker. Dazu Pfefferminztee. Und bald geht’s ins
Bett. Wir lesen noch aber die Augen fallen uns zu.
Am nächsten Tag
(2.August) geht es weiter auf unserer Reise. Das heutige Ziel ist das ca. 110 km entfernte
Norsjö. Dort wollen wir mit einer Seilbahn fahren, der „Linbanan“. Das Stueck Seilbahn auf
dem wir fahren wollen ist ca. 13 km lang und nennt sich auch „Sektion IV“ und ist der
kleinste Teil einer frueher 96 km langen Seilbahn auf der zwischen 1943 und
1987 Gold- und Eisenerz von Kristineberg nach Boliden transportiert wurde.
Wir sind
weiterhin auf der 363. Eine sehr gut zu befahrende Strasse. Wald, Wasser und
wieder Wald. Erholsam und ohne Stress geht die Fahrt voran. Wir unterhalten uns und
sehen am rechten Strassenrand ein Zeichen „Strassenbau“!!!
Etwas weiter vorne
steht auch noch ein anderes Schild aber unsere Unterhaltung lenkt uns ab und
wir ueberholen einen LKW, der am rechten Strassenrand steht. Als wir
vorbeifahren, hupt er und wir freuen uns, dass die Schweden hier in der
Einsamkeit so freundlich sind.
Wir fahren rechts und sehen, die linke Seite ist
frisch geteert!! Auf einmal kommen uns Autos entgegen. Rechts!!! ???? Wir weichen auf die linke, FRISCH geteerte
Bahn aus und fahren aneinander vorbei und gehen nach der Autokolonne wieder auf
die rechte Seite. Als wir am Ende der geteerten Spur an einer Ampel
vorbeifahren, kommen uns Zweifel, ob der LKW uns angehupt hat weil wir nicht
hinter ihm gehalten haben?? Und DA sagt mir Ralf, dass er ein
gesehen hat. Na ja – wir werden nicht angehalten und nicht ermahnt.
Sowas kann scheinbar mal vorkommen. Wir lachen ueber die Sache und uns und nehmen uns
vor, ein wenig aufmerksamer zu sein und Schilder auch zu beachten.
In Örträsk (so
heisst der Ort, an dem wir in die Seilbahn einsteigen
wollen) findet sich auch ein kleiner Campingplatz. Er ist zwar ohne Strom aber
man kann im „Skrädhuset“, dem ehemaligen Erz-Sortierplatz – uebrigens damals von
Hand! - fuer die groben Erzstuecke, in dem heute ein Cafe untergebracht ist, auch
Duschen und auf die Toilette gehen. Die
Uebernachtung kostet auch nur 60 skr Wir kommen so gegen 11.00 h an und richten uns schnell ein. Am
Morgen hatte ich angerufen und uns fuer die heutige Tour angemeldet und es hiess, dass man bis 12.00 h spätestens dort sein solle. Ich mache
uns noch ein Picknick (ein Brötchen, etwas Schoki und was zum Trinken) und dann geht es los. Leider regnet es. Im „Skrädhuset-Cafe“
melden wir uns und bekommen unsere Tickets.
Zur Einfuehrung
sehen wir uns einen kleinen Film an, sogar auf Deutsch. Was sich auch als
Vorteilhaft herausstellt. Punkt 12.30 h geht’s zur Seilbahn, das Wetter ist wieder schön und wir werden in
die Kabinen verteilt. Platz ist immer fuer 4 Personen. Da aber heute nicht
soviele Leute da sind, bekommen wir unsere „Privatkabine“. Wir richten uns
gemuetlich ein, der Tisch wird runtergeklappt und es kann losgehen. Es fahren
immer 10 bis max. 14 Kabinen in je eine Richtung. Das bedeutet, dass man auch
von der anderen Seite, Menträsk, abfahren kann. Der Tisch ist gleichzeitig eine
Geländekarte. So können wir auf der Karte sehen, wo es langgeht,wie hoch es
ist, ob bald eine Wasserstrecke kommt usw. In der Kabine gibt’s auch noch anderes
Infomaterial, dass wir neugierig lesen.
Die Kabinen
werden mit Abstand von 10 - 20 m angeschoben und gondelt mit einer
Durchschnittsgeschwindigkeit von 7 km/h die etwas ueber 13 km ueber Wälder,
Moore, Fluesse und Seen. Im Prospekt heisst es, dass man mit Glueck Rentiere, Elche, Bären, vielleicht sogar einen
Vielfrass sehen könne. Leider haben wir kein Glueck. Wir sehen aber eine tolle
Landschaft unter uns vorbeiziehen und sehen Millionen andere Tiere – Ameisen!!
Mindestens 10 riesige Ameisenhuegel liegen im Wald versteckt. Man meint, das
Gewusel aus der Höhe sehen zu können.
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Freudige Erwartung.... |
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auf allen Gesichtern! |
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Bosse, einer der Betreiber der Seilbahn - durchs Fenster geknipst. |
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Von hier gehts los.... |
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oft durch Bäume, die im Weg stehen |
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ueber Strassen.... |
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durch unwegsames Gelände. |
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Vor uns eine der Spannstationen.... |
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... "fette" Betonklötze spannen die Metalltaue ueber die die Bahn läuft. |
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Der blaue Himmel spiegelt sich noch blauer im Wasser. |
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Schweres Gerät im Einsatz. |
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Sowas wuerde ich auch mal gerne machen. |
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Begegnung mit den Kabinen aus der anderen Richtung - man winkt sich freundlich zu. |
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Typische Landschaft in Norrbotten. |
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Da kann man nur geniessen.... |
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Hausboot?? Bastu??? Auf jeden Fall schön!! |
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Unser Ziel ist in Sicht. |
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Diese Spiegelungen!!! |
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Ankunft in der Station... |
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Die Tuere wird aufgeschlossen und wir können aussteigen! |
In Menträsk, dem
Ziel der Linbanan, befindet sich ein kleiner Gasthof „Krogen i Skogen“. Hier
bekommen wir Kaffee und Tee (ist im Preis inbegriffen) und können uns den
Originalfilm (auf schwedisch und ziemlich "knisterig") ueber die Erbauung der Linbanan anschauen. Sie wurde unter Kriegszeiten
in kuerzester Zeit von 1942 bis 1943 aufgebaut. Wer mehr dazu wissen möchte,
hier ein schöner Link von jemandem, der auch schon hier war http://www.alpinforum.com/forum/viewtopic.php?t=18001.
Nach dem Film
werden wir mit dem Bus wieder zum Ausgangsort gefahren. Es ist mittlerweile
18.00 h und unsere Mägen hängen uns auf den Fuessen – wir haben Hunger. Wir grillen
– es nieselt wieder ein bisschen. Aber echte Camper hält nix auf.
Die Bilder von den Seilbahnstützen im Wasser könnte man glatt umdrehen, ohne dass es jemand merken würde.
AntwortenLöschencoole tour!
AntwortenLöschenvermutlich halten die reifen auf auto und wohni jetzt noch ein paar 100km länger :-)